Dienstag, 26. Juni 2012

„Man muss Menschen mögen.“ Oder: Wie Edwin Röder mit seiner Gästebetreuung die Menschen für Köln gewinnt





Menschen, die sich für Köln und Umgebung einsetzen, werden hier in loser Reihenfolge vorgestellt. Den Anfang macht ein „Imi“  (Zugereister). Edwin Röder, Jurist und Dozent für Ahnenforschung, verzaubert mit seiner bilingualen Gästebetreuung Menschen, die sich auf die Metropolregion Bonn – Köln – Düsseldorf einlassen möchten. Im Interview spricht der Rheinland-Experte über  Entschleunigung, über das, was seine Kunden besonders erfreut und was ihn persönlich  bewegt.


Ein Gästebetreuer im Rheinland? Das hört sich an wie ein Kontrapunkt in unserer zunehmend schnelllebigen Zeit. Das hört sich an, als würden Sie sich Zeit nehmen. Zeit für Menschen und deren Wünsche. Das hört sich an wie Kreativität, Unterhaltung und Freundschaft. Bitte: Klären Sie mich auf.

Sich Zeit zu nehmen ist tatsächlich der springende Punkt: hier spielt der Begriff der Entschleunigung eine große Rolle. Ich wünsche mir einen Kontakt, der nicht vom Konsum und vom Massentourismus geprägt ist, sondern eher vom Genuss, und genießen können hat ja in aller Regel mit Langsamkeit zu tun. Man könnte das mit interessanten Begriffspaaren darstellen:

Qualität statt Quantität
Dialog statt Monolog
Aktiv (er-) leben statt passiv konsumieren Slowfood statt Fastfood

Ich kann für meine Kunden ein Programm erst optimal zusammenstellen, wenn diese sich darüber klar werden, was ein besonderer Tag für sie sein könnte. Daher lege ich großen Wert darauf, mit meinen Kunden im Vorfeld ausführlich zu sprechen.

Erzählen einmal, wie so eine typische Gästebetreuung abläuft. Wie nehmen die Menschen Kontakt zu Ihnen auf? Und was sind vor allem die Erwartungen Ihrer Klienten?

Meine Kunden kommen aus zwei verschiedenen Gruppen: Zum einen handelt es sich um Einzelkunden, die für sich selbst nach einer Gästebetreuung suchen, zum anderen Firmenkunden, die diese Dienstleistung für Ihre Gäste buchen. Für Firmen ist dies von großem Interesse, wenn Sie Wert darauf legen, wichtigen Gästen (Groß-Kunden, Geschäftspartnern) ein besonders attraktives Rahmenprogramm zu bieten und diese Gäste beeindrucken möchten. Häufig haben Firmenkunden weder die Zeit noch die personellen Möglichkeiten, dies selbst zu tun. Sicherlich kostet diese Service-Leistung etwas, aber für meine Kunden ist dies gut investiertes Geld, weil sich meine Dienstleistung sehr positiv auf die Geschäftsbeziehung der Firmenkunden auswirken kann.

Ich versuche im Vorfeld zu erfragen, wie wir die Zeit, die meinen Kunden zur Verfügung steht, optimal gestalten können. Die auf meiner website dargestellten Programme sind lediglich Beispiele dafür, was wir zusammen unternehmen können. Wenn jemand sich für moderne Kunst interessiert, gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten: Selbstverständlich haben wir eine ganze Reihe von hervorragenden Sammlungen, Museen und Galerien in der Region, die wir besichtigen können. Es gibt aber auch Kunden, die ihre eigene Kreativität (weiter-) entwickeln wollen, die aktuellen Künstlern begegnen und eventuell ihre eigenen Ideen und Fertigkeiten umsetzen möchten. Diesen Kunden kann man eine große Freude machen, wenn man ihnen den Besuch in einem Künstleratelier ermöglicht, wo sie unter Anleitung eines Fachmannes selbst aktiv werden können. Diese Vorgehensweise lässt sich auf andere Interessengebiete übertragen.


Wer sich so mit Begeisterung auf die Interessen und Ansprüche seiner Gäste einstellt, wird von einer besonderen Geisteshaltung getragen sein. Welche Werte stehen für Sie im Vordergrund?

Das kann man am besten mit ein paar Schlagworten, wie sie auf meiner website stehen, darstellen:

„Man muss Menschen mögen.“
„Die beste Voraussetzung dafür, interessante Menschen kennen zu lernen ist die eigene Neugierde.“ „Nicht das Kunstwerk an sich ist interessant, sondern das, was es bei mir bewirkt.“ „Spannende Erlebnisse basieren auf Kontakten mit Menschen, Ideen und Geschichten. Steinerne Zeitzeugen sind hierfür allenfalls der dekorative Rahmen.“
  
Ich will hinter Kulissen und Fassaden schauen, um Zusammenhänge zu verstehen.

Sie haben sich die Metropolregion Düsseldorf-Köln-Bonn ausgesucht: Was fasziniert Sie an dieser Gegend?

Wir finden hier auf relativ kleinem Raum so viele Möglichkeiten, auf Entdeckungsreisen zu gehen, die einen fast sprachlos werden lassen. Dabei lege ich großen Wert darauf, über den Tellerrand zu schauen. Das Rheinland ist mehr als nur seine Metropolen, und diese wiederum sind mehr als – wie auf meiner website dargestellt - Karneval, Dom, Kölsch und Alt, Beethoven und die Kö. Wir bewegen uns hier auf sehr klar dargestellten Bühnen, aber spannend sind auch die Zwischenräume und was sich hinter den Kulissen abspielt.


Als Rheinland-Experte werden Sie Hüter von Geheimtipps sein. Mit welchem möchten Sie uns gerne überraschen?

Gibt es Geheimtipps? Es gibt vielleicht Favoriten, wo ich mich besonders gerne aufhalte, aber das hat mit meinen persönlichen Präferenzen zu tun. Ich antworte mal aus der Perspektive des Hobbyfotographen: Wenn man den Dom als Ganzes betrachtet, wird man von der imposanten Größe fast erschlagen. Entweder man sucht sich Details aus, oder aber unbekannte Perspektiven. Wie sieht der Dom von außen aus, wenn man sich sein Spiegelbild in einer Pfütze betrachtet? Wie sieht er innen je nach Lichteinfall aus? Wie wirkt dieser Lichteinfall auf mich, wenn die Sonne durch das Richterfenster fällt? Wie in der Stille, wie bei Orgelmusik?

Mein Tipp daher: Augen auf, Ohren auf, offen und neugierig sein

Wie erweitern Sie Ihre Angebote? Sind Sie da vor allem als Scout in der Region unterwegs? Oder spüren Sie Neuheiten lieber online auf?

Sowohl als auch; das Internet und das Studium verschiedenster Literatur sind genauso Bestandteil meiner Recherche als auch das Studium vor Ort. Dabei nehme ich mir gerne die Zeit, die Umgebung zu erspüren und durch Gespräche von Dingen zu erfahren, die ich sonst vielleicht gar nicht oder nur sehr mühevoll zusammengetragen hätte. Im Interesse meiner potentiellen Kunden bin ich bemüht, wirklich offen zu sein.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Denken Sie eher daran, weitere Gebiete in Ihr Portfolio aufzunehmen – wie etwa die Eifel, das Bergische Land oder das Ruhrgebiet? Oder planen Sie Netzwerkerweiterungen mit anderen Dienstleistern wie etwa mit Fotografen, Ghostwritern oder Stilberatern?

Für Kooperationen bin ich sehr offen, wenn wir dadurch die Wünsche unserer Kunden erfüllen. So arbeite ich zukünftig auch mit einer Dame mit Modebewusstsein und großer Stilsicherheit zusammen, wenn es darum geht, einen Einkaufsbummel mit einer Kundin durchzuführen.

Wenn Sie die regionalen Gebiete erwähnen, so zähle ich insbesondere das Bergische Land dazu. Es gehört den oben erwähnten Zwischenräumen. Der Kontrast Stadt-Land und Rheinebene – Berge ist ein sehr wohltuender. Gerade im Bergischen Land gibt es traumhaft schöne Ecken für Spaziergänge und Motorrad-Touren. Da kommen natürlich – je nach Kundenwunsch –auch andere Regionen in Betracht.


Die Städte Köln und Düsseldorf sehen sich ja hin und wieder als Konkurrenten. Haben Sie da schon mal Gewissenskonflikte, wenn Sie lieber Kölsch statt Alt trinken – oder umgekehrt?

Das wurde ich schon ein paar Mal gefragt. Mein Vorteil ist, dass ich Immi bin, und die von Ihnen benannten Vorurteile auch von reinen Kölnern und Düsseldorfern nicht wirklich ernst genommen und als humorvolle Scheinattacken wahrgenommen werden.

Wie kommt ein studierter Jurist und Marketing-Fachmann dazu, Gästebetreuer zu werden?

Als Jurist habe ich nie gearbeitet, und nach vielen Jahren im Marketing wollte ich etwas ganz anderes machen, aber wieder nah am Menschen. Noch näher, wenn Sie so wollen. Bei dem, was ich nun mache, ist mir sehr wichtig, meine Neigungen und Stärken in besonderer Weise einzubringen unter anderem der Spaß an Sprachen, Geschichte und sinnlichem Genuss.

Was tun Sie, wenn Sie nicht Gäste betreuen oder Ihren Hobbys (Familienforschung, Motorrad fahren) nachjagen? Was interessiert, fasziniert und bewegt Sie ganz privat?

Ganz kurz zusammen gefasst: Menschen, Ideen und Geschichten. Wenn ich alleine mit dem Auto unterwegs bin, höre ich mit Begeisterung Hörbücher. Ich fotografiere sehr gerne und halte bei meinen Spaziergängen Ausschau nach spannenden Motiven. Ich interessiere mich für Mediävistik (hier im Rheinland habe ich wahre Fundgruben direkt vor der Nase) und Musik: Klassik, Jazz aber auch – man höre und staune – für den Eurovision Song Contest – und das seit meiner Kindheit. Man kann über den Sinn und Unsinn dieser Veranstaltung heftig diskutieren, für mich ist dies auch eine spannende Form von interkultureller Kommunikation, und die macht mir schlichtweg einfach Spaß.

Das Gespräch führte Lilli Cremer-Altgeld.

Kontakt:
Edwin Röder